Regulierung entzündlicher Prozesse

Oxidativem Stress
  • Inflammations
  • Auszug

Die allgemeine Entzündungsreaktion drückt sich besonders durch eine drastische Veränderung des Gefäßsystems aus. Die Entzündung weitet die Blutgefäße und erhöht die Kapillardurchlässigkeit. Der beschleunigte Blutfluss ruft Hitze- und Rötungssymptome hervor und die erhöhte Durchlässigkeit führt zu Schwellung und Schmerz, verursacht durch die aus dem Blutstrom ins umliegende Gewebe austretende Flüssigkeit. Um diese typischen Gefäßreaktionen auf den Entzündungsprozess hervorzurufen, benutzt der Körper Substanzen, die diese Reaktionen im Gefäßsystem hervorrufen. Sie heißen vasoaktive (gefäßwirksame) Mediatoren oder Vermittler. Einer der vorherrschenden und bestbekannten vasoaktiven Mediatoren ist eine Substanz namens Histamin.

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Obwohl Histamin bei diesem in Atherosklerose mündenden Ablauf eine wichtige Rolle spielt, ist es eher als gefürchteter Mediator allergischer Reaktionen und Überempfindlichkeiten bekannt. Ein bestimmter Zelltyp, die Mastzelle, spielt bei diesen Entzündungsvorfällen die Schlüsselrolle. Die Mastzelle ist eine Bindegewebszelle, die in inaktivem Zustand verschiedene Entzündungsmediatoren enthält. Wenn Mastzellen aktiviert werden, etwa durch freie Radikale oder bei einer allergischen Reaktion, degranulieren sie und setzen Entzündungsmediatoren wie Histamin, Serotonin und Bradykinin frei. Bei der Degranulation setzen Mastzellen auch ein Enzym namens Hyaluronidase frei. Seine Aufgabe in der Mastzelle ist, Histamin während der Degranulation zu aktivieren. Mastzellen sind im ganzen Körper vorhanden, sodass sie zu jedem beliebigen Zeitpunkt und an jedem beliebigen Ort ihre Wirkstoffe sofort freisetzen und die Entzündungsreaktion in Gang bringen können.

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Bereits 1948 hatte Masqueliers Forschung die besondere Aufmerksamkeit seines Tutors, Professor Tayeau, auf die entzündungshemmende Wirkung von OPCs gelenkt. Tayeau verfolgte diese Entdeckung weiter. 1956 kam Tayeau nach einem Experiment mit OPCs, das er zusammen mit G. Lefevre durchgeführt hatte, zu folgendem Schluss: „Wir haben gezeigt, dass Leucocyanidin [der damals für OPCs benutzte Name], der Extrakt aus Erdnusshäutchen oder Pinienrinde, antagonistische Eigenschaften im Hinblick auf Hyaluronidase hat. Aus dieser Sicht scheint es eine der aktivsten Vitamin-P-Substanzen zu sein. Diese Beobachtung erklärt nicht nur die Wirkungen von Leucocyanidin auf den Gefäßwiderstand, sondern auch seine antianaphylaktischen [antiallergischen] Eigenschaften.”

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Um zu beweisen, dass OPCs diese freien Radikale neutralisieren, bereitete Masquelier eine Creme zu, die einen OPCs-Anteil von 0,5 Prozent hatte. Nachdem das Dithranol verdunstet war, rieb er eine der beiden Stellen mit der OPCs-Creme ein. Die andere ließ er unbehandelt. Nach 48 Stunden hatte sich diese Stelle stark entzündet, während die mit OPCs behandelte Stelle eine kaum sichtbare Reaktion und kein Ödem aufwies.

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Mit anderen Worten basiert der Test darauf, dass freie Radikale eine Entzündungsreaktion hervorrufen können. Es gibt eine große Vielfalt an Histamin freisetzenden und Histamin produzierenden Substanzen, von denen die meisten von außerhalb des Körpers kommen. Oben auf dieser Liste von Substanzen stehen die freien Radikale, die unverzüglich die Freisetzung von Histamin und eine starke Entzündungsreaktion hervorrufen, wie der Dithranol-Test zeigt. Indem Masquelier den Dithranol-Test an seinem eigenen Arm durchführte, zeigte er, wie OPCs wirkungsvoll beide Seiten des Freie-Radikale-Schwerts abwehren. Während die mit OPCs behandelte Stelle kaum eine Reaktion auf das Dithranol aufwies, zeigte die unbehandelte Stelle eine heftige Irritation.

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Zufällig wird die entzündungshemmende Eigenschaft von OPCs seit Jahrhunderten unbewusst genutzt. Wie Masquelier mir erklärte, behandeln Franzosen einen Insektenstich gewöhnlich, indem sie die Blätter der drei nächstbesten Pflanzen pflücken, zerdrücken und die Masse auf die schmerzende Stelle reiben. Dieser Brauch beruht auf der Erfahrung, dass dadurch den Insektenstich ausgelöste Rötung, der Schmerz und die Schwellung verringert werden können. Was könnte die Erklärung für dieses Phänomen sein? So unwichtig und harmlos er auch scheinen mag: Ein Insektenstich setzt das ganze Spektrum des Entzündungsprozesses in Gang und führt schließlich zur Degranulation der Mastzellen. Die Chancen sind relativ hoch, dass die Blätter von drei verschiedenen Pflanzen genügend OPCs enthalten, um eine histaminhemmende Wirkung zu erreichen.